Bauprojekt Rathaus Rödental - Sanierung oder Umbau?

Die Sanierung oder besser, der Umbau, des Rathauses steht derzeit in der Diskussion. 

Wir sind derzeit dabei, uns einen auf Fakten basierenden Überblick über die Situation und die möglichen Alternativen zur derzeitigen Planung zu verschaffen. Wir stellen Fragen und fordern Antworten von den Beteiligten, weil sich nur so belastbare Informationen erhalten lassen, auf deren Grundlage dann eine fundierte Meinungsbildung möglich ist.

Vergabeverfahren

Aufgrund des Umfanges der  geplanten Baumaßnahme war eine Ausschreibung der Architektenleistungen erforderlich. Diese ist im Rahmen einer Dienstleistung des Beschaffungsamtes der Stadt Coburg erfolgt.

Wir hatten hinsichtlich Inhalt und Ergebnis nachgefragt und eine ausführliche Antwort des Beschaffungsamtes erhalten, die wir aus uns nicht nachvollziehbaren Gründen  nicht veröffentlichen dürfen.
(Zur Klarstellung: hiermit ist keine Wertung des Verfahrens und/oder des Ergebnisses verbunden!)

Denkmalschutz

Weil das Rathaus, bzw. das Ensemble unter Denkmalschutz stehen könnten, haben wir nachgefragt. Das Landesamt für Denkmalpflege teilte mit, „dass eine Denkmaleigenschaft aufgrund der vielfach erfolgten Veränderungen trotz der zeitgemäßen Architektursprache nicht (mehr) zu erkennen ist.“

Somit steht der Denkmalschutz der Umgestaltung nicht im Weg. Ob die Rödentaler Bürger den Verlust des bisherigen Designs des Rathausplatzes befürworten, ist eine andere Frage,

Dipl.-Ing. Arch. BDA Albin Hennig

Wir haben bei dem Architekten, der seinerzeit das neue Stadtzentrum konzipiert und geplant hat, wegen seines Urheberrechts und einer Abstimmung mit der Stadt Rödental nachgefragt.

Herr Dipl.-Ing. Arch BDA Hennig steht wegen des Urhaberrechtes mit dem Bürgermeister im Dialog, zeigt sich aber enttäuscht, dass seine gestalterische Leistung, die als Dokument der Gründung Rödentals den Bürgern als Denkmal dienen sollte und sogar von der Staatsregierung als eine der besten Planungen im Zuge der Gebietsreform gelobt wurde, nicht bewahrt werden soll.

Finanzsituation

Ein Diskussionspunkt ist immer wieder eine finanzielle Überforderung der Stadt Rödental durch das Großprojekt. Wir haben uns die Schuldenstände der Gemeinden im Landkreis angesehen und die Zahlen der Stadt Rödental verifiziert.

Das Bayerische Landesamt für Statistik weist in seinem Bericht per 31.12.2022 (Seite 55) für die

  • Stadt Rödental Verbindlichkeiten von 4.117 Mio€ aus,
  • für die Eigenbetriebe 22,9 Mio€. 

 

In der Bürgerversammlung in Unterwohlsbach am 26.09.2024 teilte Herr Bürgermeister Steiner einen voraussichtlichen Schuldenstand der

  • Stadt Rödental per 31.12.2024 in Höhe von 3,16 Mio€
  • und der Stadtwerke in Höhe von ca. 25 Mio€ mit.

Ob und inwieweit hierin Kosten des Projektes Rathaus enthalten sind, ist uns noch nicht bekannt.

Nachtrag:
In der Bürgerversammlung vom 15.11.2024 hat Herr Bürgermeister Steiner den Betrag auf 26 Mio € aktualisiert.

Baugenehmigungsverfahren

Wir haben bezüglich des Standes des Genehmigungsverfahrens beim Landratsamt Coburg angefragt. Weil wir keine Verfahrensbeteiligten sind, erhalten wir keine Auskunft.

Das Bauvorhaben „Rathaus Rödental“ ist seit 27.08.2024 genehmigt, wie Herr BM Steiner nunmehr mitteilte.

Wir haben ihn daraufhin gebeten, finale Ansichten zur Verfügung zu stellen, damit die Bürger wissen, wie das Rathaus zukünftig aussehen soll.

Rathaussanierung und -umbau

Klotzen statt Kleckern scheint derzeit das Motto in Rödental zu sein. Der unbedingt beabsichtigte Bau des „Itzradweges“, der mindestens 1.000.000 € kosten wird, fällt gegenüber der gigantischen Baumaßnahme „Rathaus“ nicht ins Gewicht.

Während die Gemeinde Ahorn, wie in der Neuen Presse vom 26.10.2024 nachzulesen ist, ihr Rathaus für 800.000 € sanierte, hat die Stadt Rödental derzeit 12,8 Mio. € für die Sanierung eingeplant und weitere 3,5 Mio. € für die Errichtung eines weiteren Stockwerkes, in das die Stadtwerke umziehen sollen. Weil seit 2021, als die Stadt Rödental für die Sanierung noch mit 9,8 Mio. € kalkulierte, die Kosten um 23 % gestiegen sind, dürften sich die Gesamtkosten nach Fertigstellung, die nach Angabe der Stadt Rödental bis Mitte 2027 dauern werde, wohl auf dann 15,7 Mio. €, zzgl. 4,3 Mio. € belaufen.

Wer soll / wird das bezahlen?

Nachtrag:

In der Bürgerversammlung vom 15.11.2024 teilte Herr Bürgermeister Steiner die derzeit aktuellen Zahlen mit:

Anteil Altbau (Sanierung)                                 13,24 Mio €
Anteil Erweiterung (Stadtwerke)                        3,13 Mio €
Gesamt                                                            16,37 Mio €

Abzüglich der Fördermittel von                        - 6,58 Mio €
und der Stabilisierungshilfe von                       - 1,80 Mio €

Verbleiben                                                          7,99 Mio €

Das Stadtzentrum Rödental entwickelt sich – zur Geisterstadt

Aufgrund der Tatsache, dass die Stadtwerke in das aufgestockten Rathaus umziehen sollen, haben wir uns einmal die Situation in der Stadtmitte angesehen. Gelb sind die leer stehenden Gewerbeflächen markiert, orange das bereits jetzt zum Teil leer stehende Gebäude der Stadt. Mit dem Rathausumbau wird auch dieses vollständig leer stehen und noch das rot markierte hinzu kommen.

Natürlich ist uns bewusst, dass die Stadt auf leer stehende private Gebäude keinen unmittelbaren Einfluss hat. Für Investoren oder Mieter ist nicht nur die Lage, an der die Stadt nichts ändern kann, sondern auch das Umfeld von entscheidender Bedeutung. Ohne Frequenzbringer oder Anziehungspunkte keine potenziellen Kunden.

Hinzu kommt noch, dass Korian (Curanum) alle Verträge gekündigt hat und für das Seniorenzentrum ein neuer Betreiber gesucht wird.

Vielleicht könnten die bereits geplanten Millionen, die für die Aufstockung des Rathauses sowie die weiteren Mittel, die für den Umzug der Stadtwerke benötigt werden, anderweitig sinnvoller eingesetzt werden.

Zum Beispiel für die Schaffung eines innovativen Stadtzentrums, das sowohl für Investoren attraktiv ist als auch für einen neuen Betreiber, der Seniorenresidenz. Natürlich sind auch andere Konzepte denkbar, sie müssten nur entwickelt werden.

Leerstand

„Der Wärmeverlust über die Fester und noch mehr über die Fassade ist enorm“

war die tragende Begründung des Bürgermeisters für die Notwendigkeit einer umfassenden energetischen Sanierung des Rathauses gemäß des Artikels der Neuen Presse vom 03.08.2024. Zum Beleg wurde ein Wärmebild veröffentlicht.
Wir haben einen Fachmann gefragt. Dieser kommt zum Ergebnis, dass dem Bild keinerlei Aussagekraft zukommt.